Weimar

BACHS JAHRE IN DER HIMMELSBURG (1703 | 1708–1717)

In Weimar machte Johann Sebastian Bach im Laufe seines Lebens zweimal Station. 1703 wirkte er für ein halbes Jahr als Violinist und Lakai in der Privatkapelle von Herzog Johann Ernst III. 1708 kehrte er für fast zehn Jahre als Hoforganist zurück. Die Bachs bezogen das Haus am Markt 16. Hier kamen ihre ersten sechs Kinder zur Welt, darunter Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel. Die Weimarer Jahre waren kreativ. Etwa 30 Kantaten, Frühfassungen der »Brandenburgischen Konzerte«, ein Großteil seines Orgelwerkes und des »Orgelbüchleins « entstanden.

Im Herbst 1717 erbat er seine Entlassung, um die vakante Stelle eines Hofkapellmeisters am Köthener Hof anzunehmen. Er hatte bereits ein Voraushonorar erhalten und stand somit in doppeltem Dienstverhältnis. Herzog Wilhelm Ernst ließ ihn daraufhin für knapp vier Wochen in der Bastille einsperren. Seine Entlassung erfolgte am 2. Dezember 1717 »mit angezeigter Ungnade«.

Rundgang durch Weimar

Ein Rundgang auf Bachs Spuren sollte dort beginnen, wo Johann Sebastian Bach den vielen Weimar-Besuchern sehr persönlich und leicht erhöht anblickt: gegenüber der Hochschule für Musik FRANZ LISZT steht seit 1995 eine Bronzebüste des berühmten Komponisten, vor der alljährlich auch der Bach-Geburtstag traditionell musikalisch gefeiert wird. Rund um den Standort der Bach-Büste hat sich auch sein Leben abgespielt. Eine Tafel an der Mauer neben dem „Hotel Elephant“ verkündet Bachs Wohnhaus, das hier einst stand und das irgendwann einmal wieder entstehen könnte. Die Bemühungen für einen Wiederaufbau sind seit Jahren sehr konkret. Auch ein anderes Haus in direkter Nachbarschaft mit einem gewaltigen Renaissance-Bogenportal, das den Namen „Das Rote Schloss“ trägt, soll eine Rolle im Leben des jungen Bach gespielt haben. Hier trat er einst als Violine spielender Kammermusiker auf. Heute beherbergt das graue und mächtige Haus die Forschungsbibliothek und das moderne Studienzentrum der berühmten Herzogin Anna Amalia Bibliothek .

Johann Sebastian Bach war zweimal in Weimar: 1703 erstmals für ein kurzes halbes Jahr als Hofmusiker. Dann kehrte er 1708 zurück und blieb neun Jahre in der Stadt, die so vielen berühmten Menschen zur Heimat wurde. Denn ob Goethe-, Schiller-, Liszt- oder Herder-Stadt, das klassische Weimar ist überall beim Bummel durch die Stadt spürbar. Ein Rundgang im Sinne Bachs führt unweigerlich Richtung Stadtschloss – ein weiterer Arbeitsplatz des damals jungen Komponisten. Herausragend innerhalb des Ensembles war eine kleine Schlosskapelle mit einer Orgel, die Himmelsburg genannt wurde. Der talentierte Bach war in den Jahren 1708 bis 1717 als Organist in dieser Kirche tätig. Hier komponierte er, inspiriert von dieser außergewöhnlichen akustischen Situation des Raumes, einige seiner berühmtesten Kantaten. „Himmelskönig, sei willkommen“ heißt eines dieser Werke, deren Titel den Raum der Schlosskapelle beschreibt. Nach einem Brand wurde die Kapelle vollständig zerstört. Ein anderer an Bach erinnernder Ort, die großherzogliche Kapelle im Residenzschloss, wird gegenwärtig saniert und ist regelmäßig wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Beim Blick auf das Schloss fällt unweigerlich die Bastille mit dem Hausmannsturm auf. Seine letzten vier Wochen in Weimar verbrachte Bach im November 1717 im Gefängnis, vermutlich in einer Kerkerzelle der Bastille.

Vom Ende der Bachschen Weimarzeit in seiner dunklen Arrestzelle geht es nun geradewegs zu einem Kirchenraum, den Bach mehr als einmal aufsuchte. Der Weg führt durch die Altstadt, deren Charme und Flair verzaubert. Wer eine kurze Pause einlegen will, dem öffnen sich zahlreiche Cafés auf dem Weg zwischen Stadtschloss und Stadtkirche, die auch als Herderkirche bekannt ist. Lohnend sind die Abstecher allemal, denn auch die Cafés erzählen viele Geschichten, sei es das Residenz-Café – im Volksmund Resi genannt-, das älteste, heute noch bestehende Kaffeehaus Weimars, sei es das gemütliche NAMU Café, Lieblingsort vor allem vieler Musikstudenten der benachbarten Hochschule, oder die Weimarer Kaffee-Rösterei im ehrwürdigen Deutschritterhaus.

Weimar, Schlosskirche
Weimar, vor der Stadtkirche St. Peter und Paul

Seit 1998 gehört das „Klassische Weimar“ zum UNESCO-Welterbe, darunter u.a. Goethes Wohnhaus, Schillers Wohnhaus sowie Herderhaus. Und der große Johann Gottfried Herder ist das nächste Ziel, denn neben dessen Wohnhaus lag auch sein Arbeitsplatz, die berühmte Herderkirche. Hier steht frisch saniert der immer wieder überarbeitete Taufstein, über dem Bach viele seiner Kinder, darunter die berühmten Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel, taufen ließ. Direkt hinter dem Taufstein erstrahlt nach umfangreicher Restaurierung und Konservierung der berühmte dreiflügelige Cranach-Altar.

Auch eine andere Kirche sollte nicht unerwähnt bleiben, schon weil sie regelmäßig einer der beliebtesten Veranstaltungsorte der Thüringer Bachwochen ist: Die einschiffige barocke Jakobskirche. 1713 nahm Johann Sebastian Bach mit der Hofkapelle an der Einweihung des Gotteshauses teil. Zwei seiner Kinder musste Bach auf dem umliegenden Jakobskirchhof beerdigen.

So stark die Vergangenheit Weimar bis heute prägt, sorgen vor allem eine lebendige Kunst- und Kulturszene, die internationale Besucher aber auch die Studenten aus aller Welt, die an der Bauhaus-Universität oder der Musikhochschule studieren, dafür, dass Weimar eine attraktive Kleinstadt mit großer Kultur ist.

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