Erfurt

DIE »BACHE« IN ERFURT

Lange bevor Johann Sebastian Bach das Licht der Welt erblickte, waren in Erfurt Künstler namens Bach tätig. So war Johann Bach, der Begründer der Erfurter Bachlinie, von 1635 bis zu seinem Tode 1673 Mitglied der Erfurter Stadtmusicanten-Compagnie, ab 1636 bekleidete er zusätztlich den Posten des Organisten in der Predigerkirche.

Vom Können der Musiker war die Stadt derart überzeugt, dass „die Bache“ in Erfurt fortan als Synonym für den Berufsstand der Musiker galten. Für die Familie wichtig war die Kaufmannskirche; hier wurden 61 Kinder der Familie getauft und 12 Bachpaare getraut, darunter Johann Sebastians Eltern Johann Ambrosius, ein gebürtiger Erfurter, und Elisabeth Lämmerhirt. Johann Sebastian Bach selbst war 1716 einmal in Erfurt, um die Orgel der Augustinerkirche zu prüfen. Aber vermutlich kam er häufiger, um seine Verwandten zu besuchen,– denn auch in Erfurt fanden die traditionellen Familientreffen statt.

Rundgang durch Erfurt

Beginnen wir die Rundreise auf der 120 Meter langen Krämerbrücke, einem der schönsten und beliebtesten Orte Erfurts. Er hat mediterranen Charme, ist ein lebendiger Genussort, auf dem Handwerker und Künstler leben, arbeiten und der beidseitig bebauten Brücke als eines der Wahrzeichen der Stadt viel Flair verleihen. Auch die Familie Bach soll einst in einem der kleinen Häuser gelebt haben und würde sich heute sicher glücklich schätzen, eine Schokoladen-Manufaktur oder das kleine Feinkost-Bistro Mundlandung um die Ecke zu wissen.

Von der Brücke heißt das nächste Ziel Kaufmannskirche. Entlang des Flüsschens Gera befinden sich in der kleinen Straße mit dem Namen Junkersand weitere Erinnerungsorte an die Familie Bach. In den Häusern 1 bis 3 lebten Johann Sebastians Eltern. Heute erinnert eine Gedenktafel an die berühmten Bewohner, zu denen auch der Barock-Komponist Johann Pachelbel zählt, der nicht nur als Organist in der Predigerkirche arbeitete, sondern auch ein Bekannter der Familie Bach war.

Durch die engen Gassen und belebten Straßen geht es nun zur Kaufmannskirche. Zu den wenigen authentischen Bachorten in der Stadt zählt dieses Gotteshaus. In den Kirchenbüchern der Kaufmannskirche sind über 60 Kindstaufen, Hochzeiten und Begräbnisse der Erfurter Musikantenfamilie Bach registriert. In der Kirche wurde der Vater Bachs mit seinem Zwillingsbruder Johann Christoph 1645 getauft, 23 Jahre später dann auch die Ehe von Johann Ambrosius und Elisabeth Lämmerhirt geschlossen, bevor die Familie drei Jahre später in Richtung Eisenach aufbrach.

Die Mitglieder der Familie Bach bestimmte weit vor dem berühmten Johann Sebastian mal als Stadtmusiker oder mal als Organisten das musikalische Leben in der Stadt. Bachs Großvater Christoph war in Erfurt als Ratsmusikant tätig, Vater Johann Ambrosius ebenfalls. Auch nach der Übersiedlung nach Eisenach gab es regelmäßig in Erfurt, Arnstadt oder Eisenach sog. „Bach’sche Familientage“, zu denen auch Johann Sebastian nach Erfurt reiste. Spätestens vor der Kirche wird man auf einen anderen großen Erfurter aufmerksam: das Luther-Denkmal erinnert an die Zeit des Reformators, der von 1501 bis 1511 in Erfurt lebte, studierte und als Mönch ins Augustinerkloster eintrat. Auch dieser historische Ort mitten in der Altstadt ist nicht allein wegen der vielen Hinweise auf Luther einen Ausflug wert. Bach kam 1716 in die Augustinerkirche, um die dortige Orgel zu begutachten.

Erfurt, Blick auf die Krämerbrücke
Erfurt, Detailansichten von der Fassade des Dom St. Marien

Erfurt selbst war als Landeshauptstadt Thüringens immer wieder Verwandlungen unterzogen: Abseits der Krämerbrücke zeigt sich – einem glücklichen Umstand verdankend – ein prächtiger und spektakulärer Fund: 1998 wurden im Keller eines alten Hauses Silbermünzen, Gold- und Schmiedearbeiten sowie ein jüdischer Hochzeitsring entdeckt. Der Erfurter Schatz und weitere Zeugnisse mittelalterlicher jüdischer Kultur werden in der Alten Synagoge gezeigt. Erfurt selbst bemüht sich seit Jahren, für das vielfältige mittelalterliche jüdische Erbe im Mittelalter den Titel „UNESCO-Welterbe“ anzustreben.

Auch der Domplatz mit dem imposanten Blick auf das Kirchenensemble von Dom St. Marien und St. Severikirche ist ein aufregender und vielbesuchter Ort. Ob als täglicher Wochenmarkt oder feste Größe für Feste wie den traditionellen Weihnachtsmarkt mit bis zu zwei Millionen Besuchern, die Stadt ist längst eine sehr lebendige, internationale Kultur- und Universitätsstadt geworden. Unweit vom Dom liegt übrigens auch eines der Lieblingscafés der Thüringer Bachwochen. Das kleine Cafe Hilgenfeld ist ein idealer Platz für eine Pause und ein kleiner Geheimtipp für Kaffee-Genießer.

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